Der Nussknacker

Eine Sage aus dem Erzgebirge


Vor vielen Jahren lebte im Erzgebirge ein Bauer, der sehr reich und einsam war. Der Reichtum hatte sein Herz hart gemacht, wie die Nüsse, die er vor lauter Geiz alljährlich zu Weihnachten ganz alleine aufass. Weil er aber viel zu bequem war, auch nur eine selbst aufzuknacken, versprach er demjenigen eine Belohnung, der herausfindet, wie Nüsse knacken ohne Mühe möglich ist.


Viele kamen und brachten die merkwürdigsten Vorschläge: Ein Soldat beispielsweise riet, auf die Nüsse zu schießen. Der Dorfschreiner bot seine Säge zum Zersägen an. Der Viehdoktor gar empfahl, die besten Glucken des Dorfes auf die Nüsse zu setzen - die Kerne würden dann schon von selbst ausschlüpfen.


Den alten Puppenschnitzer des Dorfes aber sah man drei Tage lang fleißig schnitzen, dann stand ein schmuckes Männlein vor ihm auf dem Tisch. Es war bunt bemalt mit der Sonntagstracht der erzgebirgischen Bergleute, mit großem Mund, hartem Kiefer und einer kräftigen Zunge - wie geschaffen zum Nüsse knacken.

Der reiche Bauer war davon so begeistert, dass er seine Nüsse nur noch von dem bunten Männlein knacken lassen wollte. Er gewann das hölzerne Kerlchen so lieb, dass sein Herz auf der Stelle weich wurde wie das Wachs einer Weihnachtskerze. Alle seine Nüsse verschenkte er und überall im Dorf wurde ein schönes Weihnachtsfest gefeiert.


Der alte erzgebirgische Puppenschnitzer erhielt eine neue Werkstatt aus der fortan die schönsten und kräftigsten Nussknacker in alle Welt gingen. Der reiche Bauer wurde zum besten Freund aller Kinder, denn der hölzerne Nussknacker hatte auch die harte Schale seines Herzens geknackt.

Nussknacker als Anhänger für den Weihnachtsbaum
Nussknacker als Anhänger für den Weihnachtsbaum

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durch JENS THRAMANN INTERNETMEDIEN